oder auch eine Momentaufnahme mit
emotionalem Rückblick…
von
einem der auszog um Musik zu machen und darum bittet, dieses Blatt erst dann zu
entsorgen, nachdem es gelesen wurde… vielleicht lohnt es sich ja…
Liebe
Schalbrucher,
es
ist Freitag, der 1. November – Allerheiligen – und ich sitze hier vor meinem
Laptop und überlege, ob es sich überhaupt lohnt, mir die Zeit zu nehmen, um
dieses Schreiben zu verfassen. Ich denke zurück an unsere letzte
Vorstandsversammlung vom 17. Oktober, wo wir uns bei Chips und Veltins-Bier (das ist kein Druckfehler)
darüber den Kopf zerbrachen, was wir noch unternehmen können, um neue
Mitglieder zu werben. Unter anderem wurde vorgeschlagen, nochmal ein
Rundschreiben zu machen. Aber es sollte kein „Standard-Rundschreiben“ sein, das
haben wir alles schon probiert. Warum auch immer wurde ich gefragt, ob ich mir
nicht mal Gedanken über so ein Schreiben machen könnte, ich könnte doch gut
schreiben, war wohl die Begründung. Also fange ich jetzt mal an, mit ein paar
ehrlichen Worten und mache eine rein persönliche Momentaufnahme:
„Gestern
war Generalprobe für unser Konzert. Wir können dieses Konzert nur spielen, weil
wir uns Unterstützung aus den befreundeten Musikvereinen aus Stahe und
Saeffelen geholt haben. Aus Saeffelen kommen 6 und aus Stahe 7 Musiker zu
unseren 11 aus Schalbruch dazu. Somit sind wir eine Gruppe aus 24 Musikern beim
Konzert. Auch denke ich an die letzten Wochen bei unseren Proben, die ehrlich
gesagt, einen Riesenspaß gemacht haben. Ich mache nämlich gerne Musik; und das
seit nunmehr 44 Jahren in diesem, meinem Verein. Und ich denke gleichzeitig
schon an die nächste Probe nach dem Konzert; und dann sind vielleicht 8 oder
auch 10 Musikern zugegen, und ehrlich gesagt, hört es dann schnell auf mit dem
Riesenspaß… Gleichzeitig denke ich zurück an meine Anfangszeit in diesem,
meinem Verein. Als wir Kinder bei Busch im Wintergarten oder bei Loomans unter
der Scheune mit Martin Schmeits unserem damaligen Dirigenten und Namensgeber
unseres Vereins mit mehreren Kindern gleichzeitig geprobt haben und ehrlich
gesagt, werde ich gerade sehr emotional und mir steigt Flüssigkeit in meine
Augen, wenn ich an diese Zeit zurück denke und überlege, das ich der Einzige
bin, der von diesen Kindern von damals noch übrig geblieben ist…
Ich
denke zurück an die 80-Jahre – die Hochzeit unseres, meines Vereins und ich
fürchte, wohl auch meine besten Jahre. Ich erinnere mich an die gute, alte
Zeit… und was wir einen Spaß hatten; egal ob bei den Proben, bei Auftritten im
und außerhalb unseres Ortes, bei Kameradschaftsabenden, bei Musik- oder
Schützenfesten und nicht zuletzt bei der Kirmes. Wir hatten einfach eine gute
Zeit, damals. Und ehrlich gesagt, erinnere ich mich auch an, vor allem die
Montage danach; und wie oft ich mir geschworen habe, nie wieder Alkohol zu
konsumieren. Und ehrlich gesagt, hielt dieser Schwur meistens nur bis Montagabends…
Ehrlich
gesagt, bin ich mir sicher, dass wir so eine Zeit wie damals nicht mehr so
erleben werden, dafür hat sich die Welt zu sehr verändert. Sicher bin ich mir
aber auch darüber, dass ich weiterhin gerne Musik machen möchte und am liebsten
in unserem, meinem Verein, dem Musikverein St. Martinus Schalbruch, denn das
ist der Ort in dem ich wohne und meine Heimat. Es wäre einfach zu sagen, wir
lösen den Verein auf und machen zu und ehrlich gesagt, hätten das die meisten
Musikvereine schon längst getan…
Jetzt
muss ich aber langsam mal zum Schluss kommen und meine emotionale
Achterbahnfahrt beenden, denn erstens ist das Ende der 2. Seite in Sicht und
zweitens kriege ich langsam Hunger, ehrlich gesagt.
Die
Titanic ist auf Kollisionskurs Eisberg. Wie die Geschichte endete ist allen
bekannt. Die Geschwindigkeit war zu hoch, der Nebel zu dicht und Leonardo di
Caprio hat es auch nicht geschafft. Und ehrlich gesagt, besser der als Kate
Winslate…
Auch
wir fühlten uns einst als „unsinkbar“ und sangen „Aber eins, aber eins wird nie
geschehen, der Musikverein von Schalbruch wird nie unter gehen“ Und ehrlich
gesagt, das singt heute bei uns keiner mehr…
Ein
anderer afro-amerikanischer Kollege, der wohl auch gut schreiben konnte -
wahrscheinlich sogar besser als ich - hat es mal so formuliert: „I have a dream
that one day … zufällig hieß der Martin mit Vornamen und war schwarz wie mein
Humor… und ehrlich gesagt, ein gutes
Ende hatte der auch nicht … und damit
der Musikverein nicht so endet wie die Titanic oder Kollege Martin-Luther-King,
würde ich mir folgendes wünschen bzw. vorschlagen:
Meldet euch einfach bei uns, wenn
ihr Interesse habt mit uns zu musizieren. Egal, wie jung oder alt ihr seid, ob
ihr schon ein Instrument spielen könnt oder nicht. Selbst Gebissträger sind
willkommen. Da haben wir schon Erfahrung mit. Man kann auch durch Lutschen oder
Saugen Töne erzeugen. Ehrlich. Ihr findet uns am Montagabend zwischen 20 und 22
Uhr im Bürgerhaus oder sprecht uns einfach an. Instrumente sind genügend
vorhanden und brauchen nur entstaubt oder entrostet zu werden. Wir nehmen alles
was kommt, denn – ehrlich gesagt - haben wir keine andere Wahl…
Das waren ehrliche Worte, ein
emotionaler Rückblick und eine Momentaufnahme eines Musikers, der beauftragt
wurde, dieses Schreiben zu verfassen und der hofft, dass es weiter geht mit
seinem, unserem Musikverein. Aber ohne EUCH geht es nicht mehr lange weiter –
dazu bin ich zu sehr Realist – wir brauchen neue Mitglieder. Ansonsten nähert
sich eine 67-jährige Vereinsgeschichte dem Lichtschalter und erlischt. Und das
wäre mehr als nur Schade. EHRLICH GESAGT!
Mit einem humorvollen „EISBERG
VORAUS“ verabschiedet sich euer Musikant.